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AutorenbildErcan Carikci

BIPOCs, Intersektionalität und die Verantwortung der Politik: Ein Weckruf


Geführtes Gespräch mit Dr. Annah Keige-Huge


In einem Interview mit Dr. Annah Keige-Huge, Beraterin und Trainerin für Diversity, Diskriminierungskritik und Organisationsentwicklung, wurde die erhöhte Belastung der BIPOC-Community durch gesellschaftliche und politische Spannungen im Jahr 2024 thematisiert. Dr. Keige-Huge sprach dabei offen über die wachsenden Anforderungen, gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeiten anzukämpfen – und über die Frage, ob es wirklich die Aufgabe der BIPOC-Community ist, diese Kämpfe allein zu führen.


BIPOCs, Intersektionalität und die Verantwortung der Politik

Die BIPOC-Community am Limit: Wo ziehen wir die Grenze?


Wie beurteilen Sie die Rolle der BIPOC-Community im Kampf gegen Diskriminierung?


Dr. Keige-Huge betont, dass die BIPOC-Community sich darüber klar werden müsse, was wirklich ihr Problem ist und was nicht. „Zu oft sind es BIPOCs, die jede Ungerechtigkeit ansprechen und dekonstruieren müssen, während diejenigen, die von den bestehenden Machtstrukturen profitieren, wenig oder gar nichts unternehmen“, erklärt sie. Sie fordert daher die sogenannte demokratische Mehrheit auf, mehr Verantwortung zu übernehmen: „Warum übernehmen die sogenannten Demokraten nicht die Verantwortung, die sie haben, was die Dekonstruktion von Diskriminierungen erfordert?“


Es geht darum, die Last zu teilen


Sehen Sie die BIPOC-Community allein in der Verantwortung, Diskriminierung zu dekonstruieren?


Dr. Keige-Huge macht deutlich, dass es nicht allein die Aufgabe der BIPOC-Community sei, Diskriminierung zu dekonstruieren. „Die Verantwortung muss mit denen geteilt werden, die von den bestehenden Strukturen profitieren“, sagt sie und erklärt, dass es endlich an der Zeit sei, die Debatten hinter sich zu lassen und sich der Realität zu stellen.


Intersektionalität: Mehr als nur ein Schlagwort


Welche Rolle spielt Intersektionalität bei der Bekämpfung von Diskriminierung?


Ein weiterer zentraler Punkt im Interview war die Bedeutung der Intersektionalität. Dr. Keige-Huge hebt hervor, dass Diskriminierung oft auf mehreren Ebenen stattfindet. „Wenn wir über antimuslimischen Rassismus sprechen, müssen wir uns fragen: Welche Muslime meinen wir? Wer wird ausgeschlossen oder unsichtbar gemacht?“ Sie betont, dass Menschen oft mehrere Identitäten haben, die sie gleichzeitig verletzlich machen – sei es durch Rassismus, Behinderung oder LGBTQI-Diskriminierung, usw. „Es gibt eine lange Kette von weiteren Ausschlüssen, die nicht berücksichtigt werden“, sagt sie, und fordert, alle Formen von Diskriminierung im Blick zu behalten.


Forderungen an die Politik: Verantwortung übernehmen


Welche Erwartungen haben Sie an die Politik im Umgang mit Extremismus und strukturellem Rassismus?


Im Gespräch war auch die Rolle der Politik ein wichtiger Punkt. Dr. Keige-Huge fordert die sogenannten Demokraten auf, ihre Verantwortung anzuerkennen. „Ich würde gerne wissen, wie sich manche als demokratisch positionierende Politiker den Extremismus bekämpfen wollen, den sie selbst mitkultiviert haben.“ Es sei unzureichend, sich als Demokrat zu bezeichnen, während man Diskriminierung in der eigenen Politik begünstigt oder duldet. Die politische Verantwortung liege darin, sowohl offensichtliche als auch subtile Formen von Diskriminierung zu dekonstruieren.


BIPOCs: Die Kraft, „Nein“ zu sagen


Wie kann die BIPOC-Community ihre Ressourcen schützen?


Ein zentraler Punkt, den Dr. Keige-Huge anspricht, ist die Erschöpfung, die viele BIPOCs empfinden. Sie plädiert dafür, dass die BIPOC-Community ihre Grenzen klar erkennt und lernt, „Nein“ zu sagen. „Wir müssen nicht immer bei jeder Demonstration an vorderster Front stehen“, erklärt sie. Es sei wichtig zu erkennen, wann man sich aus Kämpfen herausnehmen dürfe, um nicht in der Endlosschleife der Erschöpfung zu landen. „Wir dürfen uns nicht aufreiben“, warnt sie.


Schlussfolgerung: Verantwortung teilen, nicht alles allein tragen


Dr. Keige-Huge schließt das Gespräch mit einem Appell: Die Lösung liegt nicht darin, dass BIPOCs jede Ungerechtigkeit allein bekämpfen. Vielmehr müssten diejenigen, die von den bestehenden Strukturen profitieren, ihre Verantwortung anerkennen und aktiv werden.


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