Polizistinnen erleben im Dienst nicht selten sexuelle Belästigung und Cat-Calling. Diese Art der Diskriminierung ist nicht nur respektlos, sie untergräbt auch das Vertrauen und die Sicherheit, die eine Kollegin im Dienst braucht. Wie sollten männliche Polizisten in solchen Momenten handeln, um ihre Kolleginnen zu unterstützen und gleichzeitig eine Vorbildfunktion nach außen hin zu erfüllen?
1. Was ist Cat-Calling?
Cat-Calling bezeichnet das Ansprechen oder Zurufen von meist sexuellen oder herabwürdigenden Kommentaren, die unaufgefordert und oft öffentlich geäußert werden. Ziel ist es häufig, die betroffene Person auf ihr Äußeres zu reduzieren und sie zu objektivieren. In der Polizei kann Cat-Calling sowohl von Zivilisten als auch von Kollegen oder Vorgesetzten kommen. Typische Beispiele sind:
„Na, Süße, wann darf ich dich mal zum Kaffee ausführen?“
„Mit dir auf Streife gehen würde doch viel mehr Spaß machen.“
„Schöne Uniform, aber ohne wäre es sicher noch besser.“
„Oh, ich lass mich gerne von dir festnehmen, Baby.“
Diese Aussagen mögen auf den ersten Blick wie „Komplimente“ erscheinen, sind aber respektlos und unprofessionell. Sie zielen darauf ab, die Autorität und Kompetenz der Polizistin zu untergraben.
2. Direkte Reaktionen: Wie kann man sofort einschreiten?
Polizist*innen sollten Cat-Calls nicht unbeantwortet lassen. Hier sind verschiedene Reaktionen – sowohl von männlichen Kollegen als auch von Polizistinnen selbst –, die deutlich machen, dass solches Verhalten nicht toleriert wird:
Situation: Ein Zivilist oder eine Gruppe, die selbst Rassismuserfahrungen macht, ruft „Hey Hübsche, komm mal rüber!“
Reaktion der Polizistin: „Meine Aufgabe ist es, für Sicherheit zu sorgen, nicht für Unterhaltung. Ich erwarte Respekt.“
Reaktion des Polizisten: „Hier geht’s um Sicherheit, nicht um Komplimente. Konzentriert euch bitte auf das Wesentliche.“
Situation: Ein Kollege macht im Pausenraum die Bemerkung: „Mit dir könnte ich mir auch eine Nachtschicht vorstellen.“
Reaktion der Polizistin: „Die Nachtschicht läuft bei mir nur neutral dienstlich – das ist unser Anspruch, oder nicht?“
Reaktion des Polizisten: „Wir sind hier, um zusammenzuarbeiten, nicht um solche Kommentare loszulassen. Lass uns den Fokus auf Professionalität legen. Lass uns seriös bleiben!"
Situation: Ein Passant pfeift und sagt: „Die Uniform steht dir gut, Süße!“
Humorvolle Reaktion des Polizisten: „Schade, dass wir keine Modenschau veranstalten – aber vielleicht lassen wir sie einfach ihre Arbeit machen?“
Reaktion der Polizistin: „Die Uniform ist ein Zeichen meiner Autorität. Respektieren Sie das – und mich.“
Diese Kombination aus klaren und gelegentlich humorvollen Reaktionen setzt deutliche Grenzen, bleibt dabei jedoch respektvoll und professionell. Die humorvolle Bemerkung mit der „Modenschau“ entkräftet die Situation auf eine Weise, die leicht zugänglich ist, aber dennoch die Grenze klar aufzeigt.
3. Unterstützung über das direkte Einschreiten hinaus
Ein direktes Eingreifen ist wichtig, doch es reicht oft nicht aus. Polizisten sollten ihren Kolleginnen nach solchen Vorfällen aktiv Unterstützung anbieten. Ein kurzes Gespräch wie „Ich habe das mitbekommen. Wenn du möchtest, stehe ich dir zur Seite, wenn du das melden möchtest“ signalisiert Solidarität und zeigt, dass die Kollegin nicht allein ist. Wichtig ist dabei, authentisch und unterstützend zu handeln, ohne die Kollegin zu bevormunden oder die Situation zu dramatisieren.
4. Die Rolle der internen Polizeikultur und strukturelle Maßnahmen
Die Polizei muss intern eine klare Haltung gegen sexistische Kommentare und Belästigung einnehmen. Dafür braucht es mehr als individuelle Eingriffe; es erfordert systematische Schulungen, klare Dienstanweisungen und Sanktionen bei Fehlverhalten. Führungskräfte sollten aktiv Schulungen zum Thema Diskriminierung, Belästigung und respektvolle Kommunikation fördern, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken.
Wenn ein Vorgesetzter bemerkt, dass ein Kollege eine Polizistin sexistisch anspricht, sollte er respektvoll, aber bestimmt intervenieren: „Solche Kommentare passen nicht zu unserer Kultur des Respekts und der Professionalität. Wir arbeiten daran, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle sicher und respektiert fühlen.“ Diese klaren Aussagen und strukturellen Maßnahmen sind notwendig, um eine Kultur zu etablieren, in der sich jede Polizistin sicher und ernst genommen fühlt.
5. Konsequenzen für den Zusammenhalt und die Vorbildfunktion der Polizei
Eine Polizei, die es schafft, Cat-Calling intern zu sanktionieren und eine Kultur des Respekts aufzubauen, stärkt das Vertrauen und den Zusammenhalt im Team. Polizistinnen fühlen sich sicherer und unterstützt, was ihre Arbeit erleichtert und das Vertrauen innerhalb des Teams stärkt. Ein solider Zusammenhalt ist die Grundlage für den Erfolg im Einsatz.
Darüber hinaus zeigt die Polizei, dass sie die Werte, die sie nach außen vertritt – Schutz und Sicherheit – auch intern umsetzt. Dies stärkt das Vertrauen der Bevölkerung und erhöht die Glaubwürdigkeit der Polizei als Institution, die sich konsequent gegen Diskriminierung stellt.
Fazit: Klare Haltung, respektvolles Handeln und nachhaltige Maßnahmen
Cat-Calling und sexistische Kommentare innerhalb der Polizei sind inakzeptabel, unabhängig davon, wer sie äußert. Sowohl männliche als auch weibliche Polizist*innen haben die Verantwortung, diese Vorfälle anzusprechen und gegen sie vorzugehen. Eine Mischung aus klaren und humorvollen Statements kann helfen, solche Situationen zu entkräften, ohne zu eskalieren, sowie in seriöser Glaubwürdigkeit Distanz zu bewahren.
Um diese Haltung nachhaltig zu verankern, müssen jedoch auch strukturelle Maßnahmen wie Fortbildungen, klare Richtlinien und konsequente Sanktionen bei Fehlverhalten eingeführt und kontinuierlich überprüft werden. Nur durch ein konsequentes und respektvolles Verhalten, gestützt durch nachhaltige Maßnahmen, kann die Polizei eine authentische Institution sein, die sowohl intern als auch extern ihre Vorbildfunktion wahrnimmt.
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